Obmann des Slowenischen Kulturverbandes 

Der NS-Putsch am 25. Juli 1934 erschütterte nicht nur ganz Österreich, in allen europäischen Hauptstädten wurde man hellhörig. Der Putsch scheiterte zwar, doch die Putschisten ermordeten Bundeskanzler Engelbert Dollfuss, der nach der Gründung des Ständestaates Adolf Hitler und seinen nationalsozialistischen Anhängern ein Dorn im Auge war. Tischlers politischer Aufstieg begann just im Ständestaat, den nach dem NS-Putsch Kurt Schuschnigg, der Nachfolger von Dollfuss, als Bundeskanzler leitete.

Schwarz-weiß Hochzeitsfoto eines Paares in formeller Kleidung, das vermutlich in den frühen 1900er Jahren aufgenommen wurde. Das Mädchen trägt einen Haarschleier, Ohrringe und eine Perlenkette, während der Mann einen Zylinder trägt und einen Anzug mit Fliege. Es gibt Blumen im Bild. Text auf der unteren rechten Ecke lautet "Atelier Mann-Girscher Fürstenfeld".

Poročna fotografija Joška in Ane Tischler / Heiratsfoto von Joško und Ana Tischler.

(ADT/ZRC SAZU)

In dieser Zeit wurde auch eine systemisierte Lehrstelle für Mathematik und Physik am Realgymnasium in Villach ausgeschrieben. Tischler bewarb sich und erhielt als einziger Kandidat die Stelle. Am 14. November 1934 beendete er den Dienst in Fürstenfeld und trat die Arbeit in Villach an. Nach der Rückkehr nach Kärnten band er sich aktiv ins politische Leben ein. Er wirkte im Rahmen des Slowenischen christlich-sozialen Verbandes für Kärnten, der am 22. November 1934 in den Slowenischen Kulturverband umbenannt wurde. Sein Vorsitzender war zu der Zeit der Priester Vinko Poljanec. Laut Satzungen war der Verband ausdrücklich als zentrale Kulturorganisation der Kärntner Slowenen definiert, welche die Gründung unpolitischer Vereine auf christlich-sozialen Prinzipien zur Aufgabe hatte.

Auf Vorschlag des Landesleiters der Vaterländischen Front ­Arnold Sucher, der in den Jahren 1936–1938 Kärntner Landeshauptmann war, wurde Tischler in den Beirat ihrer Landesleitung ernannt. In dieser Eigenschaft trat Tischler gemeinsam mit dem Stellvertreter Ivan Starc eifrig bei öffentlichen Veranstaltungen auf. Auf der 29. ordentlichen Jahreshauptversammlung des Slowenischen Kulturverbandes am 18. März 1937, an dem rund 300 Vertreter teilnahmen, wurde Tischler zum Obmann gewählt. Wie sein damaliger politischer Alltag ablief, beschrieb er später kurz in seinen Erinnerungen: „Zweimal wöchentlich war ich nachmittags in Klagenfurt, wo wir mit Dr. Petek und verschiedenen slowenischen Priestern, vor allem mit Herrn Starc und Herrn Poljanec sowie dem Verbandssekretär Dr. Vinko Zwitter, die aktuelle Lage besprachen. Der Kulturverband pflegte – politische Parteien waren verboten – in erster Linie die Gesangs- und Bühnenkultur, er organisierte zahlreiche Veranstaltungen und sechswöchige Kochkurse, die Milka Hartman leitete.“

Nach jahrzehntelanger Vorherrschaft der deutschnationalen Parteien erwies sich der Ständestaat, über den sich bedroh­lich schnell der Schatten des Dritten Reiches ausbreitete, in Tischlers Augen dennoch als Gelegenheit, dass es zumindest zu einer teilweisen Verwirklichung von slowenischen nationalen Forderungen kommen würde. Er wusste wohl nur zu gut, was die Alternative zu Schuschniggs politischem Fall wäre. Für den 13. März 1938 kündigte Schuschnigg eine Volksabstimmung für ein freies und unabhängiges Österreich an. Hitler jedoch verhinderte diese und besetzte am 12. März Österreich.

Der Anschluss bot den Deutschnationalen in Kärnten eine gute Gelegenheit, um die systematische Germanisierung, die nach der Volksabstimmung 1920 einsetzte, verstärkt fortzusetzen. Offiziell mussten sie zwar wegen der Anweisungen aus Berlin, wo man mit einem Bündnis mit dem Königreich Jugoslawien rechnete, eine öffentliche kulturelle Tätigkeit der slowenischen Minderheit in Kärnten zulassen. Dazu verhalf sicherlich auch die Loyalitätserklärung, die Franc Petek und Joško Tischler am 30. März 1938 namens des Slowenischen Kulturverbandes abgegeben hatten. So verhinderten sie unter anderem ein Verbot der Wochenzeitung Koroški Slovenec, das ihre Gegner im Lande nach dem Anschluss erwirken wollten. Tischler bemühte sich, auch in den schwierigen Umständen des NS-Regimes Verletzungen der nationalen Rechte der Kärntner Slowenen zu verhindern. Auf der Hauptversammlung des Slowenischen Kulturverbandes am 28. Dezember 1938 war die fundamentale Feststellung seiner führenden Personen: „Österreich ist mit seinem Regime verschwunden, wir Kärntner Slowenen aber sind geblieben.”

Tischlerjevo pismo koroškemu deželnemu glavarju Wladimirju Pawlovskemu / Tischlers Brief an den Kärntner Landeshauptmann Wladimir Pawlowski, 23. 4. 1938. (ADT/ZRC SAZU)

Statut Slovenske prosvetne zveze po sklepu občnega zbora z dne 22. 11. 1934 in spremembah z dne 18. 3. 1937 / Statuten des Slowenischen Kulturverbandes laut Beschluss der Hauptversammlung vom 22. 11. 1934 und den Abänderungen vom 18. 3. 1937. (ADT/ZRC SAZU)

Prepis letaka proti Tischlerju, s katerim se je 1. februarja 1939 začela kampanja za njegovo odstranitev z beljaške gimnazije / Abschrift des Hetzblattes gegen Tischler, mit welchem am 1. Februar 1939 die Kampagne für seine Beseiti­gung vom Villacher Gymnasium begann. (ADT/ZRC SAZU)

Pismo podpore Tischlerju s strani beljaških dijakov, naslov­ljeno na ravnateljstvo / Unterstützungsschreiben für Tischler seitens der Villacher Gymnasiasten, adressiert an die Direktion, 25. 2. 1939. (ADT/ZRC SAZU)